LiPoWarm


Der Akku-Wärmekoffer OHNE Strom

Es ist wohl mittlerweile unbestritten, daß Lipo-Akkus es nicht gerne mögen, wenn sie im kalten Zustand hohen Belastungen ausgesetzt werden. Da man bei zB bei Wettbewerben aber von Anfang an volle Leistung braucht, kann man nicht erst die Akkus "warmfliegen". Um hier Abhilfe zu schaffen und die Akkus vorher auf Temperaturen von 35 - 45°C zu erwärmen, werden oftmals aufwändige elektrische Heizkoffer gebaut. Diese sind dann mit Heizfolien oder Halogenbirnen zur Wärmeerzeugung, Thermometern, Temperaturschaltern, Metallplatten zur Wärmeverteilung ausgestattet und benötigen dicke, mehrere 10kg schwere Bleiakkus als Energiequelle. Denn 100 - 150 Watt über mehrere Stunden müssen ja irgendwo herkommen. Der Kostenfaktor zur Erstellung und Betrieb eines solchen Systems liegt dann leicht bei über 100 Euro.

Da ich aber den Strom lieber zum Laden verwenden, als zum Heizen verplempern wollte, habe ich mir dazu meine Gedanken gemacht. Herausgekommen ist ein simples Wärmeköfferchen mit folgenden Vorteilen:


1. Betrieb mit Feuerzeug-/Kocherbenzin (fast überall verfügbar, zB Tankstelle)
2. weniger als 50ccm reicht bei 2 Heizern für mehr als 10 Stunden
3. keine Überwachungselektronik notwendig
     (Akkus im geschlossenen Koffer nach 5 Stunden ~40°C)

4. preiswert (deutlich unter 70,- Euro)
5. autark, ohne kiloschwere Betriebsakkus und sonstiges Equipment
6. voll isoliert, keine Kurzschlussgefahr! durch irgendwelche Metallteile im Koffer

Für interessierte Starkstromelektrolipomodellflieger habe ich hier mal den Bau meines "LipoWarm" dokumentiert. Folgende Dinge benötigt man zum Bau:

1. CD-Koffer in der Grösse für 200 CD's                                    
2. 2 Benzin Taschenöfen (Anglerladen, Outdoorshop)                  
3. Lochband (2x 18cm)
4. 2 Dropsdosen (Inhalt vorher oral entsorgen ;-) )                    
5. Isomaterial (Styrodur oder Roofmate, kein Styropor s.u.)
6. 2 Keramikfliesen als Wärmeverteiler
7. 3mm Pappelsperrholz für die Akkuauflage  << wichtig!


WICHTIG: Die Katalysator-Brennerköpfe bestehen aus einem platinbeschichteten Sieb.

Dieses Sieb auf keinen Fall berühren oder verschmutzen (Fette, Flüssigkeiten etc).
Verschmutzte Brennerköpfe katalysieren entweder gar nicht oder mit geringer Leistung.

Das Wort "Brennerkopf" hat schon mehrfach zu Missverständnissen geführt. Deshalb nochmal für alle, die keine Taschenöfen kennen:
Zum leichteren Entzünden kann man etwas Feuerzeug-Benzin auf den Brennerkopf träufeln. Die dann entstehende Flamme brennt recht schnell herunter und verlischt.
Im Katalysator-Betrieb glimmen diese Brennerköpfe nur recht dunkel OHNE offene Flamme!

Für die Grossansichten der Pics einfach ins jeweilige Bild klicken.


Den 200er CD-Koffer befreit man von den CD-Hüllen und den mittleren Einhängeschienen.
Den Taschenofen zerlegen. Die Watte aus dem Tankteil nimmt ihren Platz dann in der Dropsdose ein.
Um den Brennerkopf auf dem Deckel anklipsen zu können, schlagen wir mit scharfen Werkzeugen Schlitze in den Deckel: ~22mm lang, ~7mm quer.
Zum einmaligen Gebrauch genügt hier auch ein scharfgeschliffenes Stück Flachalu.

Den Deckel zum Schlitzen auf ein Stück Dachlatte oder anderes weiches Holz legen.

Die entstandenen Laschen hochbiegen und so in Form bringen, daß der Brennerkopf dicht auf den Deckel aufgeklipst werden kann.

Diese Brennerköpfe gibt es auch als Ersatzteil nachzukaufen. Kostenpunkt ~3-4,-

Von Peacock gibt es einen Taschenofen mit einem sehr hochwertigen Brenner. Der Peacock-Ofen kostet allerdings ~20,-, der Brennerkopf als Ersatz ~10,-.
Der mit UniSolder 390 aufgelötete Ring aus Lochband übernimmt 3 Funktionen:
1. er schützt den Brennerkopf mechanisch,
2. begünstigt die Wärmeverteilung und
3. man hat beim Öffnen des Tanks etwas zum Anfassen ;-)

Hier die zugeschnittene Styrodurisolierung. 10mm reichen hier völlig aus. Dickeres Material kann man leicht trennen, indem man es auf dem Tisch flach beschwert, rechts und links 10mm Leisten daneben legt und dann mit dem Schneidebogen durchfährt.

Die Isolierung einfach mit Heisskleber im Koffer fixieren.

Styropor hat sich als zu bröselig erwiesen, das zähere Styrodur ist hier auch langzeitbeständig.

Die 4 kleinen Abschnitte unten im Koffer dienen als Auflage für die Keramikfliesen.
Ich lasse die Ecken extra frei. Man kann dort einfach auf die Fliese drücken und diese dann leicht entnehmen.
Den Deckel ins Styrodur gedrückt ergibt eine Stanzmarkierung, die sich leicht mit einem Skalpell ausschneiden lässt. Die Öfchen passen stramm in die Ausschnitte und können nicht herausfallen.

Die Öfen sind mit Ofenlack schwarz lackiert.
Das Holzgitter ist wichtig!
Es wird auf die Fliesen gelegt, um direkten Kontakt der Akkus mit den, direkt über den Brennern, bis zu 90°C heissen Fliesen zu vermeiden.
In diesem Koffer lebt die gute Wärmeverteilung auch von Konvektion. Dazu sind an den Fliesen rechts und links je 2 Ausparungen von ca. 25 x 5mm. Hier kann die warme Abluft hochsteigen und entwickelt so auch einen Zug im unteren Teil, ...
...so daß hier durch die Lüftungsöffnungen genügend Sauerstoff für die Brenner nachgezogen wird.
Ausreichende Belüftung wird durch 8mm Löcher gewährleistet. Davon befinden sich 6 Bohrungen im Boden, je 3 Bohrungen rechts und links in den Kofferseiten und...

...4 Bohrungen im Kofferdeckel.
(Hier ist noch die Schutzverpackung um den Griff des neugekauften Koffers.)
   
Zünden der Brenner ausserhalb des Koffers:
Nachdem man unten in den Tank 15-25ccm Benzin eingefüllt hat, den Deckel aufsetzen und einige Tropfen Benzin auf den Brennerkopf träufeln.
VORSICHT! Alles Brennbare jetzt ausser Reichweite!
Brennerkopf anzünden und die entstehende 20 - 30 cm hohe Flamme herunterbrennen lassen.
Das geht schnell innerhalb von 20 - 30 Sekunden

Sollte dann noch eine kleine Flamme weiterbrennen - einfach auspusten.

Nach ca. 2-3 Minuten prüfen, ob der Brenner Wärme entwickelt. Nur die Hand drüberhalten.
Den BRENNER NICHT ANFASSEN!!! HEISS!!!

Die Dose mit dem Brenner in den Koffer einsetzen und jetzt hat man ungefähr 10-11 Stunden Wärme für seine Lipos.